Togo 2015
Projektziele
Ziel des Projektes war es, die afrikanische Organisation Aimes Afrique (AA) während einer medizinischen Mission fachlich und personell zu unterstützen, bzw. das vorhandene fachliche Spektrum durch einzelne Spezialisten zu erweitern. Für Aimes Afrique (AA) war es der 5. Einsatz in Togo im Jahr 2015. Geplant waren über einen Zeitraum von 11 Tagen in 16 Einsatzorten 7500-10.000 ambulante Untersuchungen und 750-1000 Operationen kostenlos durchzuführen.
Dr. Erwin Vogel
Teilnehmende Partner
Aimes Afrique (AA) ist eine 2005 von Dr. Michel Kodom (Internist aus TOGO) gegründete Nicht- Regierungsorganisation (NGO– Non-Governmental Organization oder ONG- Organsisation non govermental). Mittlerweile ist die humanitäre Organisation international vernetzt und profitiert von der freiwilligen Mitarbeit von ca. 300 Ärzten und anderen Fachkräften.
Das Motto der einheimischen medizinischen Einsätze lautet „Sante pour tous- Amener l`hopital vers les populations“ („Gesundheit für Alle- das Krankenhaus zur Bevölkerung bringen“) (siehe auch www.aimes-afrique.org). Aktion PiT - Togohilfe e.V., ein seit 1980 bestehendes bayerisches Projekt zur Förderung von Gesundheit in Togo (u.a. Hilfsgüter/Patenschaften).
Seit 2015 besteht eine vom Ministerium für Entwicklungshilfe geförderte Partnerschaft mit Aimes Afrique (siehe auch www.aktionpit.de/togohilfe). Ärztecamp International e.V., war bereits im März 2007 für ein 14tägiges Camp in Togo. (siehe auch www.aerztecamp-international.de).
Leistung der Partner
Aimes Afrique war für die gesamte logistische operative Planung zuständig Teilnahme von 8 Ärzten und ca. 50 Mitarbeitern, Hebamme, Apotheker, Fahrer, etc 16 Gesundheitsstationen oder Krankenhäuser wurden tagesweise angemietet Für den Transport wurden 6 Fahrzeuge gestellt Organisation der Unterbringung aller Teilnehmer.
Beschaffung und Verteilung von Medikamenten und Operationsmaterialien Schulungsvorträge für einheimisches Personal Ärztecamp International e.V. : Teilnahme von 14 Mitgliedern Direktspende 10 000 € Spende von Op-Instrumenten, 3000 ausgemessenen Brillen und Anästhesiematerialien, (Wert ca. 10 000 €) Eigenleistung der Teilnehmer ca. 1 000€ pro Person (Flüge, Unterkunft bei An- und Abreise, spezifische Impfkosten, private Untersuchungsgeräte).
Teilnehmer von Ärztecamp:
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Balser, Irmgard Laborantin/Optik
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Dr. Deuble, Joachim Chirurgie
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Dr. Deuble, Stefanie Chirurgie
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Dr. Jakob, Lena Dermatologie
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Dr. Kufner, Christine Anästhesie
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Licht, Dorothea Krankengymnastin
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Dr. Mandilaras, Guido Pädiatrie
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Dr. Plenk, Peter Anästhesie
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Dr. Schopp, Markus Allgemeinmedizin
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Dr. Spahmann, Joachim HNO
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Dr. Tollens, Martin Pädiatrie
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Dr. Traunbauer-Lueg, Daniela Allgemeinmedizin
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Dr. Vogel, Erwin Allgemeinmedizin
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Dr. Werner, Annette Pädiatrie
PIT Togohilfe
Vermittlung des Kontakts zu Aimes Afrique kostenloser Containertransport von Operationsmaterialien, Instrumenten, Brillen Teilnahme einer Krankengymnastin, als Springer im OP Bereitstellung eines großen Transportfahrzeugs Vermittlung von 150 000 € Projektgeld BMZ Vermittlung von 6 Dolmetschern (Germanisten).
Vorbereitung in Lomé
Am ersten Tag waren wir, zusammen mit AA und PiT, in der deutschen Botschaft zum Mittagessen eingeladen. Jeder Verein hatte Gelegenheit dem Botschafter Herrn Christoph Sanders das geplante Projekt vorzustellen.
Neben der Eigenwerbung diente dies auch der Sicherheit der Gruppe im Lande. Nachmittags gab es eine Besprechung in der PiT Zentrale, die Mitarbeiter von AA und wir selber wurden namentlich vorgestellt, der Einsatzplan (siehe Anhang) der kommenden Tage wurde ausführlich dargestellt, anschließen wurden der lokalen Presse und Fernsehen Interviews gegeben.
Am nächsten Vormittag zeigte uns Dr. Kodom seine Privatklinik und gab landesspezifische Informationen. Anschließend wurde in der Zentrale von AA das gesamte medizinische Material auf die 6 Fahrzeuge verpackt, was drei Stunden dauerte. Danach fuhren wir in unser erstes Hotel in Sotouboua. Die Fahrtzeit betrug ca. 5 Std.
Technische operative Durchführung der Mission
Die gesamte Logistik lag bei AA. Unsere Gruppe übernachtete in Sotouboua (16.-19.11.) im Hotel Planet und in Sokode (20.-26.11.16) im Hotel Bouba, jeweils in Einzelzimmern. Beide Hotels waren von akzeptablem Standard. Die Zimmer waren unterschiedlich groß, hatten Klimaanlage oder Ventilator, meist gab es fließendes Wasser. Die einheimischen Kollegen waren aus Kapazitätsgründen woanders untergebracht.
Die Verpflegung war durchschnittlich bis gut. Die konservativ tätigen Ärzte waren in Team A und Team B aufgeteilt. In regelmäßigem Wechsel fuhren die Teams getrennt verschiedene kleine Untersuchungsstellen (Gesundheitsstationen) an, oder behandelten gemeinsam in größeren Krankenhäusern. Für jedes Team war ein Teamleiter von AA eingeteilt, der sich um die Funktionsabläufe kümmerte.
Die Abfahrt war meist ca. für 7.00 Uhr geplant, Verspätungen bis zu 45 Minuten waren nicht selten. Nach Ankunft wurden die verschiedenen Behandlungszimmer verteilt. Danach begrüßte uns der jeweilige Dorfvorstehers. Dies war sehr wichtig, da eine weitere Tätigkeit in der Region sonst nicht möglich gewesen wäre. Anschließend stellte sich AA als Verein vor, es folgte eine Belehrung über die Funktionsabläufe, wo welche Ärzte zu finden sind, wo die Apotheke ist etc. Dies benötigte ca. 1 weitere Stunde, in der keine Sprechstunde stattfinden konnte.
Die normale Sprechstunde dauerte bis ca. 17.00 h, unterbrochen von einer Mittagspause von ca. 20 Minuten. Nach Ende der Sprechstunde gab es oft noch lange Wartezeiten für die Ärzte selber. Die Ärzte konnten nicht ins Hotel zurückfahren, weil einige Kollegen noch über die vereinbarte Zeit behandelten, oder weil die Apotheke erst fertig und verladen sein musste, oder weil Aimes Afrique für die Krankenhausmitarbeiter eine Werbe- oder Fortbildungsveranstaltung durchführten, oder weil noch ein Besuch mit Bewirtung und Ansprachen beim Distriktchef anstand.
Die chirurgisch tätigen Ärzte (Team C) arbeiteten in den Krankenhäusern Sotouboua, Sokode und Tchamba. (siehe Einzelberichte).
Allgemeine Arbeitsbedingung
Funktionsablauf
Die Behandlung fand überwiegend in freigeräumten Krankenhauszimmern, leerstehenden Klassenräumen aber auch im Freien unter Bäumen statt. Nach Ankunft wurden oft erst Tische und Stühle zum Einrichten der Behandlungsräume zusammengesucht, was zusätzlich den Behandlungsbeginn stark verzögerte, sich aber dann aber im Laufe des Camps immer besser einspielte. Die Untersuchungsteams teilten sich häufig einen Raum.
Die Patienten wurden vom Teamleiter vor Behandlungsbeginn aufgefordert, sich je nach Beschwerden bei einer Fachgruppe anzustellen und auf den Behandlungsbeginn zu warten. Eine gewisse Ordnung versuchte man durch Nummernausgaben von 1- 50 schwarz Gruppe A, rot Gruppe B zu erreichen. Viele Patienten waren jedoch über den Ablauf der ambulanten Behandlung nicht ausreichend informiert. Die teils insuffiziente Nummernverteilung, die stickige Luft in den Wartefluren und Behandlungsräumen ließ die lange wartenden Patienten ungeduldig werden. Dies führte zu Lärm und Streitigkeiten, was den Arbeitsablauf erheblich beeinträchtigte.
Hygiene:
Wenige WCs und Waschbecken funktionierten. Zwar waren Wasserhähne vorhanden, aus denen gelegentlich Wasser tropfte, oft musste man auf Trinkwasserflaschen ausweichen. Händedesinfektionsmittel standen zur Verfügung, wurden allerdings selten benutzt. Papier für die Untersuchungsliegen fehlte, oft lagen die Patienten auf schmutzigen Matratzen. Papierkorb und Abfalleimer oder ein Müllsack waren nicht vorhanden.
Patientenorganisation und Dokumentation:
Krankenhäuser und Patienten wurden vorher über die lokalen Medien von den bevorstehenden Behandlungsmöglichkeiten durch AA informiert. Ein Vorscreening durch medizinische Personal oder Ärzte fand nicht statt. Die Erfassung der Patientendaten mit Name, Alter, Gewicht, Temperatur, Diagnose und Therapie war gut organisiert und wurde überwiegend konsequent eingehalten.
Die Daten wurden in das „Registre De Consultations Medico-Chirurgicales“ eingetragen (siehe Anhang) und jeden Abend durch Statistiker von AA ausgewertet. Auch die Rezeptformulare (Ordonnance Medicale, siehe Anhang) waren vorbildlich. Sie dienten auch gleichzeitig als Informationsträger zwischen den Arztgruppen. Chirurgisch behandelte Patienten erhielten ein neues „Carnet de Sante“ mit Eintragung des durchgeführten Eingriffs. Die internistisch chronischen Patienten legten zum Teil ein derartiges Gesundheitsheft vor, meistens erhielten diese Dokumentationen lückenhafte Angaben über Diagnose und Therapie.
Allgemeinmedizin
nsgesamt wurden 2994 Patienten untersucht und behandelt. Zur Verfügung standen das mitgebrachte Stethoskop, ein automatischer Blutdruckmesser, Ohrspiegel und Reflexhammer, sowie ein von AA zur Verfügung gestelltes elektronisches Fieberthermometer.
Die wesentlichsten Diagnosen waren degenerative Erkrankungen des Skelettsystems, arterielle Hypertonie, unklare Tachycardien, Diabetes Typ II, Strumen und Infektionserkrankungen wie z.B. Malaria mit Hepatosplenomegalien. Die Vielzahl der Patienten erforderte ein schnelles Arbeitstempo, ins besonders kurze Untersuchungszeiten und Behandlungen. Dies war nur durch eine routinierte Arbeitsweise einigermaßen zu schaffen, so dass relativ wenig Zeit für Beratungen bei schwierigen Krankheitsverläufen blieb.
Auch der kollegiale Austausch über tropische Erkrankungen während der Sprechstunde war dadurch leider nur begrenzt möglich. Eine tiefergehende Diagnostik hätte im manchen Fällen mehr Klarheit gebracht, so z.B. bei vielen unklaren Formen von arteriellen Hochdruck und Tachykardien. Die meiste Zeit wurde mit der Erfassung der persönlichen Daten und Erstellung von Rezepten verbraucht.
Fazit: Durch die Mitnahme eines ambulanten Sonographiegerät, einem EKG, einem erweiterten Labor und einem Notfallkoffer könnte man das Camp sicherlich noch besser unterstützen.
Chirurgie
Die beiden deutschen Chirurgen kamen eine Woche später an und verstärkten das Team der vier einheimischen Chirurgen. Insgesamt wurden 1282 Operationen unter räumlicher Enge und emotional anstrengenden Bedingungen in zwei Wochen durchgeführt. Die meisten Eingriffe erfolgten in Lokalanästhesie, die zwar ein rasches operieren ermöglichte, aber keine wirkliche Schmerzfreiheit ermöglichte.
Es wurden Hernien, Verwachsungen, Strumen und Geschwülste operiert. Speziell nach Operation einer Typhus - Perforation eines 8 jährigen Jungen entwickelte sich ein interkollegialer Dialog über das perioperative Management, insbesondere über Fast-Track. Die afrikanischen Kollegen waren außerdem sehr interessiert an Operationstechnik und dem Hygieneverhalten, so dass sie zum Teil Videomitschnitte erstellten.
Die vorliegenden Instrumente für den Chirurgischen Einsatz waren mangelhaft. Aus einem gemeinsamen Instrumentensieb wurden nach Selbstbedienungsprinzip die Instrumente entnommen, so dass die Sterilität nicht eingehalten werden konnte. Es gab für drei Op-Tische nur eine große Lampe und zwei Stehlampen. Mitgebracht wurden ein HF- Chirurgiegerät sowie eigene Instrumente.
Die deutschen Chirurgen waren durch eine Powerpoint- Präsentation und Informationsgespräche gut vorbreitet. Allein schon die Logistik mit 2 maligem Umziehen in unterschiedliche Hospitälern, mit Materialaufbereitung, Op-Säle herzurichten etc. war von AA unter den gegebenen Bedingungen eine Herausforderung. Fazit: Die Reduzierung auf 10 Operationen pro Tag und Team wird empfohlen, um die Konzentration und Motivation nicht zu sehr zu strapazieren.
Nur sehr erfahrene Fachärzte kommen für so eine Mission in Frage. Dringender Handlungsbedarf besteht bei der Umsetzung von Hygienestandards, der Händedesinfektion bis hin zu sterilen Abdeckung des Op Feldes. Eine Grundausstattung von Instrumentensieben, sowie transportables OP Licht sollte besorgt werden.
Anästhesie
Die meisten Eingriffe erfolgten in Lokalanästhesie. Lokalanästhetikum war genügend vorrätig. Vor Ort fehlte ein funktionierendes Narkosegerät, Atemkalk, Beatmungsschläuche, Absauger Mitgebracht wurden von uns ein Pulsoxymeter, Stethoskop, Tuben für Erwachsene und Kinder, sowie ein Laryngoskop.
Ein EKG Gerät wurde von unserem Team mitgenommen, kam aber nicht zum Einsatz. Während der Lokalanästhesie wurde Midazolam und Fentanyl zur Sedierung eingesetzt. Spinalanästhesie erhielten die Patienten Bupivacain und Fentanyl. Zusammen mit dem deutschen Anästhesieteam (2 Anästhesisten) arbeiteten auf togolesischer Seite gut ausgebildete Anästhesiepflegekräfte, sogenannte TSARS (technican superieur d’ anesthesie et reanimation), die eine Vorauswahl der geplanten Operationen erstellten.
Jeder Patient erhielt en „Carnet de Sante“, in das die Diagnosen und die noch zu bestimmenden Laborwerte (Hb, Thrombos, Krea, Hep B, HIV Antikörper) eingetragen wurden. Bereits in den ersten Tagen waren die OP-Kapazitäten ausgefüllt. Die Patienten erhielten als Basisausstattung zur Op eine Plastiktüte mit 2 Infusionslösungen, NaCL, Ringer Lactat, ein paar Spritzen, Nadeln und Verbandsklebefolie.
Die meisten Eingriffe betrafen Hernien und Strumen, die in Lokalanästhesie operiert wurden. Bei Uterusmyomen, Ovarialkystomen und Sectio verwendete man Spinalanästhesie, intubiert wurden die Kinder mit Darmperforation und Morbus Hirschsprung. Neben den technischen Mängeln bei der Anästhesie war oft eine unzureichende Schmerzfreiheit das große Problem. Fazit : Beim nächsten Camp Mitnahme von Ketanest S12,5ml, Prilocain hyperbar 2%, Midazolam, Kindertuben und Pulsoximeter.
Pädiatrie
In den ersten Tagen des Camps Zusammenarbeit mit einem sehr erfahrenen und hilfsbereiten einheimischen Arzt, danach arbeitete unsere 3 Pädiater auf Teams verteilt mit Unterstützung eines kompetenten einheimischen Medizinstudenten alleine weiter. 100-120 Kinder wurden täglich untersucht mit Zeiteinheiten von ca. 5-7 Minuten pro Patient.
Die Ausrüstung bestand aus eigenem Stethoskop, Otoskop und Pulsoxymeter, außerdem gab es auch zeitweise ein automatisches Thermometer und eine Säuglingswaage. Parasitosen, Malaria und Infekte der oberen Luftwege, Otitiden und Pneumonien waren die häufigsten Diagnosen, seltener chronischen Erkrankungen wie schwere Behinderungen.
Drei Akutfälle: dystropher Säugling mit Lippenkiefergaumenspalte, Säugling mit akutem Abdomen und ein Kind mit einem Augentumor, die eine stationäre Weiterbehandlung benötigten. Die Medikamentenverordnung erfolgten leider nicht nach einem gewissen Standard insbesondere wäre vorher eine Einweisung oder Besprechung der Medikamente von Vorteil gewesen. Hilfreich für das Team war allerdings ein vor dem Einsatz absolvierter tropenmedizinischer Grundkurs und aktuelle Handbücher WHO/MSF mit Therapieschemata. Fazit: Kleines Notfallset (Set für DTI Anlage /Magensonde/Absaugkatheter), ggf. erweitertes Labor und Sonographie; mehr Zeit, den Eltern Diagnose und Therapie zu erklären.
HNO-Heilkunde
Der einheimische HNO Arzt musste kurzfristig absagen. Von allen untersuchten HNO-Patienten hatten 80% Ohrerkrankungen. Cerumen obturans konnte sehr oft instrumentell entfernt werden, was die Patienten als sichtbaren und spürbaren Erfolg erlebten. Otitis media purulenta kam sehr häufig vor und konnte ad hoc gut medikamentös behandelt werden. Alle HNO-Instrumente, sowie große Ablageschalen und 3 Stirnlampen mit Ersatzbatterien wurden mitgebracht.
Vor Ort waren keinerlei HNO-Instrumente vorhanden. Aus Transportgründen wurde auf die stark ätzende Instrumentensterilisationslösung verzichtet. Diese war aber leider in Togo nicht zu erhalten. Ersatzweise wurde Handdesinfektionsmittel oder Kaliumchloridlösung für die Instrumente verwendet. Ein Sterilisator stand nicht zur Verfügung. Diffizilere HNO Erkrankungen wie Trommelfellperforationen, Innenohrschwerhörigkeit, fortgeschrittene Polyposis nasi oder Tonsillencarcinome wurden nach Beratung weiterverwiesen
Fazit : Ob eine Weiterbehandlung im Land überhaupt möglich ist und in welchem finanziellen Rahmen war nicht sicher zu erfragen, da kein einheimischer HNO Arzt dabei war. Anhang siehe Einzelbericht.
Dermatologie
Skabies in allen Formen und Mikrofilarien waren sehr häufig, ebenso akute und chronische Ekzeme und Dermatosen. Die speziellen Medikamenten wie z.B. für HIV oder Hepatitis C konnten im Rahmen dieses Camps auf Grund der kurzen Zeit nicht mit einbezogen werden. Fazit: Erweiterung der Medikamentenliste für den dermatologischen Bereich
Physiotherapie
Einzelne Patienten wurden krankengymnastisch beraten und behandelt.
Optik
Eine in Optik geschulte Fachkraft der deutschen Seite war für das Vermessen und die Auswahl von mitgebrachten Brillen zuständig. Durch die häufig wechselnden Standorte war es unmöglich, die Brillen an Patienten direkt abzugeben. In wie weit die Brillenverteilung nach dem Camp stattgefunden hat, ließ sich nicht feststellen.
Fazit: Anschaffung eines Autorefraktometer und eines Gläserkastens. Brillenabgabe muss direkt an die Patienten erfolgen.
Apotheke
Basierend auf der langjährigen Erfahrung ihrer medizinischen Einsätze besitzt AA eine mobile Apotheke, die über eine Grundausstattung häufiger Medikamente verfügt (Tabletten Säfte/Cremes für Kinder und Erwachsene, z.B. Analgetika, Antibiotika, Malariamedikamente, Vitamine, Antihypertensiva, Antidiabetica). Entsprechend der im Vorfeld kalkulierten Patientenzahlen wurden alle Medikamente aus der AA Zentrale in Lomé mittransportiert und entsprechend der täglichen Einsatzorte auf die Gruppen verteilt.
Jedes Team verfügte über eine mobile Apotheke mit einer einheimischen Fachkraft, die für die Ausgabe der Medikamente und die Erklärung der erforderlichen Einnahme verantwortlich war. Bei den gemeinsamen Einsätzen gab es eine Apotheke mit 2 Fachkräften. Ein einheimischer Arzt war hauptverantwortlich für die Apotheke. Entsprechend der in den Ambulanzen ausgestellten Rezepten (von AA ausgegebene vorgefertigte Rezeptformulare) erfolgte die kostenlose Ausgabe von Medikamenten.
War beispielsweise ein Medikament nicht mehr vorrätig (was gelegentlich am Ende des Tages vorkam), erfolgte die Ausgabe eines anderen Medikamentes (z.B. Analgetika/Antimalariamedikamente). Nicht mehr vorrätige Medikamente wurden auf dem Rezept vermerkt und konnten mit dem Rezept in anderen Apotheken käuflich erworben werden. Dem Team von Ärztecamp International wurde trotz mehrfacher Anfragen erst kurz vor Einsatzbeginn eine Liste der vorrätigen Medikamente ausgehändigt (auf Französisch).
Es gab keine Besprechung (unter den verschiedenen Ärzten über ein einheitliches Rezeptieren von Medikamenten). Zum Teil wurden Medikamente nicht einheitlich verordnet (z.B. Dauer/Menge/Sprache), die Unterschriften der Ärzte waren nicht immer leserlich (für Rückfragen).
Kosten, Planung und Vorfeld
Kosten : 150 000 € von BMZ, 10 000€ von Ärztecamp, 20 000 € Sachspenden, Instrumente zum Verbleib im Lande etc. Dies für 1282 Operationen und 10 000 konservative Behandlungen.Geschätzt ca. 13 € pro Patient.
Ein Teil des Vorstands riet anfangs, ein kleines Ärzteteam (3-5) zu entsenden, um mitzuarbeiten, sich bekannt zu machen, den Bedarf zu ermitteln, immer in Hinblick auf mögliche Folgeeinsätze. Dies wurde abgelehnt, die Truppe sollte möglichst groß sein, die Auswahl und Zahl der Teilnehmer wurde als Einzelentscheidung ohne Rücksprache mit den Vereinsärzten festgelegt.
Dr. Kodom gab zu verstehen, dass dies seine normale Planung völlig überforderte, er müsse für uns neue Organisationsstrukturen schaffen, nämlich Teilung der Truppe in Team A und B. Kritisch muss angemerkt werden, dass nur durch eine große organisatorische Extraanstrengung von Aimes Afrique die Mission zu einem Erfolg geführt werden konnte.
Fazit: Die Wünsche der Partner sollten realistisch, jenseits der Höflichkeitsfloskeln, erfragt werden, Die Größe und Zusammensetzung der Einsatztruppe sollte gemeinsam festgelegt werden.
Sprachbarrieren, Kulturelles
Französisch als Regierungssprache, wird von den meisten Patienten nicht verstanden. Lokale Sprachen wie Ewe, Kotokoli etc. müssen auch teilweise für einheimische Kollegen ins Französische übersetzt werden.
Einige Teilnehmer von uns, sprachen nicht ausreichend Französisch, sie wurden von den sehr kompetenten Dolmetschern (Germanisten/Germanistikstudenten) unterstützt. Viele Patienten sind Analphabeten, die Erhebung des Namens in korrekter Schreibweise war schwierig. Ebenso die korrekte Altersangabe. Eine Anamnese war nicht immer komplett möglich.
Im Vorfeld gab es eine kurze Einführung von Dr. Kodom zu kulturellen Besonderheiten, welche bei der Behandlung der Patienten zu beachten waren (z.B. Verständnis von Gesundheit und Krankheit, z.B. Bedeutung der Vollnarkose, „jemand der in Narkose war, kommt aus dem Reich der Toten zurück, und ist nach Operation vielleicht durch Hexerei von seiner Hernie oder seinem Struma befreit worden“).
Diskussionspunkte
Unklarheiten gab es über die Aufgabenteilung und Zuständigkeiten der Vereine. Anfangs wurden wir nicht als eigenständiger Verein wahrgenommen, auch waren wir nicht in die eigentliche Planung eingebunden.
Der Versuch, die Gruppe komplett zu teilen, musste abgewendet werden. Faktisch war unsere ärztliche Mitarbeit, nicht unser Organisationstalent gefragt. Einerseits sollten wir keine Schulungen machen, die einheimischen Kollegen seien sehr gut ausgebildet, anderseits wurde kurz vor Abreise der Wunsch nach Fachvorträgen geäußert. Fazit: Im Vorfeld sollte eine klare Aufgabenteilung ggf. schriftlich festlegt werden.
Unausgesprochene Erwartungshaltungen werden meist nicht erfüllt. PiT hatte angeboten alles, einschließlich unserer Flüge, zu organisieren. Hier wollte Ärztecamp aber seine Eigenständigkeit dokumentieren. Auch gegenüber AA gelang es uns (zB durch T Shirts/Vereinslogo) unsere Eigenständigkeit auszudrücken.
Die gegenseitige Würdigung der verschieden Vereine in den Medien, wie Homepage, Facebook, Presse usw. ist für alle Vereine nun mal wichtig. Eine diesbezügliche Absprache vorher wäre im Vorfeld sinnvoll gewesen.
Stimmung, Teamarbeit, Kollegiales
Innerhalb der großen deutschen Gruppe gab es einen regen persönlichen und fachlichen Gedankenaustausch. Es gab keine Hierarchie oder fachliche Weisungsbefugnis, jeder Arzt war eigenverantwortlich für seine Tätigkeit, ob nun schon Facharzt oder noch in der Weiterbildung.
Der Altersunterschied reichte von um die 30 bis 68 Jahre, was natürlich einen besonderen Reiz ausmachte, gibt es doch eine solch enge Zusammenarbeit zu Hause in der Regel nicht. Insbesondere die jungen Kollegen, die zum ersten Mal ein solches Camp mitmachten, bekamen Einblick in das Medizinwesen und die reale Wirklichkeit eines afrikanischen Landes.
Diese bleibenden Eindrücke sind ein Wert an sich und generell als Erfolg der Mission zu werten. Im Einzelfall gab es auch Spannungen zwischen einzelnen Mitgliedern. Hier sollte man sich vor dem Einsatz Gedanken machen, mit welchen Strategien man in Zukunft damit umgehen sollte. Ggf. ist ein Ansprechpartner (Vertrauensperson)zu benennen. Zweimal wurden in einer großen Gesprächsrunde die aktuellen Pläne und Probleme besprochen, dies wurde sehr positiv aufgenommen. Die Teamarbeit mit den afrikanischen Kollegen war freundschaftlich, effektiv und kompetent, hing aber stark von den sprachlichen Möglichkeiten der Einzelnen ab.
Natürlich war der interkulturelle Gedankenaustausch mit den deutschsprachigen Übersetzern besonders intensiv. Fachgruppenspezifische Unterschiede bei den Allgemein- und Kinderärzten oder bei den Chirurgen sind den Einzelberichten zu entnehmen.
Konklusion
Die von AA vorgegebenen Ziele wurden erreicht, bzw. sogar übertroffen. Vom ausgegebenen Einsatzplan musste nicht abgewichen werden. Für unser Team war es ein erfolgreicher, erfahrungsreicher Einsatz (siehe auch Rapport General im Anhang).