Bangladesh 2016
Allgemein
Emirate Airline Foundation emiratesairlinefoundation.org sponsert jedes Jahr Flüge nach Bangladesch für ehrenamtlich medizinisch tätige Teams aus verschiedenen Ländern, um dort die bengalische Organisation Friendship auf ihren Schiffen medizinisch zu unterstützen.
Friendship friendship.ngo ist eine bengalische Organisation, die der verarmten ländlichen Bevölkerung durch Gesundheitsprojekte, Bildung, soziale Fürsorge und Familienplanung Unterstützung gewährt.
In diesem Jahr wurde von Ärztecamp International e.V. ein Team von vier Ärzten, einer Krankenschwester und einer Physiotherapeutin nach Bangladesch entsandt, um ein viszeral-chirurgisches Camp auf dem Rongdhonu Floating Hospital abzuhalten.
Friendship Bangladesh
war mit 3 einheimischen Ärzten (Augenarzt, Zahnarzt, Allgemeinarzt), 1 Apotheker, 2 OP Pflegern, 3 Krankenschwestern und einer Schiffscrew vertreten, die permanent Dienst auf dem Schiff leisten.
Mit fachärztlicher Diagnostik und Therapie (Operationen) unterstützen mehrmals im Jahr spezialisierte Ärzteteams aus aller Welt (zwischen 7 und 10 Tagen) dieses Hospitalschiff Team.
Ärztecamp International
stellte 2 Chirurginnen, 1 Anästhesistin, 1 Anästhesieschwester, 1 Dermatologin und 1 Physiotherapeutin zur Mitarbeit zur Verfügung.
Leistung der Partner
Emirate Airline Foundation: sponserte die Flüge von München nach Dhaka.
Friendship Bangladesh: kümmerte sich um den Transport, die Unterbringung und Verpflegung der Teilnehmer auf dem Schiff.
im Vorfeld Screening der operativ zu versorgenden Patienten durch Dr. Sakar (Rückmeldung vor unserem Abflug) Auf Grund der guten Voruntersuchung mussten nur 1 Patienten wegen anästhesiologischer Probleme und 2 Patienten wegen anderer Diagnose abgelehnt werden.
Einbestellung der Patienten, die täglich an Land selektioniert wurden. (ca. 220 Patienten pro Tag)
Die Patienten wurden, je nach Beschwerden, bereits Vorort für die verschiedenen Disziplinen mit Handzetteln (Augen, Zähne, Allgemein) ausgewählt.
Der Transport der Patienten zum Floating Hospital erfolgte mit kleinen Motorbooten, Rücktransport der operativ versorgten Patienten am ersten postoperativen Tag.
Kostenlose Untersuchung
Kostenlose Operationen
Kostenlose Medikamentenversorgung,
Kostenlose Verpflegung der operierten Patienten
Teilnehmer Ärztecamp International
- Dr. Barbara Herter (Chirurgie, Schwerpunkt Viszeral Chirurgie)
- Dr. Sarah-Elisabeth Biederbick (Chirurgie)
- Dr. Christine Kufner (Anästhesie)
- Dr. Lena Jakob (Dermatologie)
- Sylvia Brunthaler (Anästhesieschwester)
- Dorothea Licht (Physiotherapie)
Eigenleistung ca. 550 Euro pro Person (Transport im Land selbst, Unterkunft, Verpflegung)
Mitführung von medizinischem Equipment
- Nahtmaterial
- Netzimplantate, (gesponsert durch die Firma Braun ca. 6000 Euro)
- Desinfektionsmittel
- Ultraschallgerät
- proktologische Ausrüstung
- Spinalnadeln
- OP Kleidung
- Verbandsmaterial
- Medikamente
- Beatmungsmasken
- Güdeltuben
- Pulsoxymeter
- Laryngoskop
- Tuben
- Larynxmaske
- sterile Abdecksets
- sterile Handschuhe
Ablauf der Anreise
Flug mit Emirate Airline von München über Dubai . Wir erreichten Dhaka am frühen Morgen.
Nach einem kurzen Briefing am Flughafen durch Friendship Mitglieder flogen wir, nach 5 Stunden Aufenthalt, mit Novoair nach Cox’s Bazar südöstlich von Dhaka.
Hier wurden wir von einem weiteren Friendship Mitarbeiter freundlich empfangen. Nach einem kurzen traditionellen Essen in einem einheimischen Lokal, ging unsere Reise mit einem Kleinbus weiter. Nach einer abenteuerlichen Fahrt erreichten wir nach ca. 3 Stunden die Ortschaft Joydebpur.
Dort wartete schon ein kleines Motorboot, das all unser Gepäck und uns an Bord nahm und uns auf das im Golf von Bengalen vorgelagerte Hospital Schiff Rongdhonu (Regenbogen) brachte. Dort wurden wir sehr herzlich von der Crew des Schiffes begrüßt. Dr. James Paul Sakar zeigte uns unsere Zwei- und Dreibett- Kajüten, die wir sogleich bezogen. Danach führte er uns durch „sein“ Schiff.
Schiff
Das Schiff ist ein 3 Mast Rahsegelschiff (12 m hoch) mit einem tiefgehenden Kiel von 4 Metern welches bis 2011 Greenpeace gehörte (Rainbow Warrior II) und 2012 an Friendship übergeben wurde. Mittlerweile wird das Schiff nur noch mittels Motor angegetrieben, die Segel sind nicht gehisst, aber funktionsfähig.
Im November 2012 wurde das Schiff nach dem Umbau zum Floating Hospital feierlich von Friendship eingeweiht und wurde in den Golf von Bengalen entsendet. Dort wechselt es sechs mal im Jahr den Standort, um die Menschen in den ländlichen, medizinisch unversorgten und katastrophen-anfälligen Gebieten im südlichen Bangladesch medizinisch zu versorgen. Das Schiff kommt immer wieder an die bereits versorgten Gebiete zurück, um nachhaltig und großflächig die Patienten zu betreuen. Das Schiff ist hervorragend ausgestattet.
Auf kleinstem Raum finden wir:
- 4 Behandlungszimmer,
- eine gut sortierte Apotheke, - ein sehr gut ausgestattetes Labor,
- ein Röntgengerät und ein Zahnröntgengerät
- 4 m unter der Oberfläche, über steile Treppen erreichbar, liegen 2 Operationsräume (Augen und Allgemein)
- einen Dampfsterilisator, - einen Aufwachraum mit 4 Feldbetten, - Umzieh- und Waschraum für die Chirurgen.
- Schlafmöglichkeiten für Ärzte und Crewmitglieder,
- Toiletten und Dusche,
- Küche, Aufenthalts- und Essraum im Zwischendeck.
- Im Außenbereich ist hier die Anmeldung eingerichtet,
- sowie 16 Feldbetten unter blauen Planen, auf denen die operierten Patienten regen- und windgeschützt untergebracht sind.
- Die Mahlzeiten wurden von Friendship gestellt.
Auf Deck hat der Kapitän sein Domizil, dort hängt die OP Wäsche und ist Platz für eine Kaffeepause oder einen abendlichen
Der Koch versorgte uns mit 3 Mahlzeiten am Tag und ging auf Wünsche unsererseits ein. Überhaupt war die Schiffsmannschaft ständig darauf bedacht, uns die Tage so angenehm wie möglich zu gestalten.
Tagesablauf
Die ambulanten Behandlungen konnten beginnen, sobald die Patienten frühmorgens von Land mit den Booten gebracht wurden. Die operativ zu versorgenden Patienten wurden bereits am Vortag auf das Schiff verlegt. Die Operationen begannen um 8 Uhr morgens und endeten um 19 Uhr. Krankenvisite war vor OP Beginn.
Für die ambulanten Konsultationen legten die einheimischen Mitarbeiter kleine Krankenhefte an, maßen Blutdruck, Gewicht und Temperatur und führten ein Erstinterview über die Beschwerden durch. Dann wurden die Patienten von den jeweiligen Ärzten aufgerufen und in die Behandlungsräume gebracht.
Die Konsultationen und Behandlungen fanden dort statt, es wurden Rezepte ausgeschrieben, welche die Patienten in der Apotheke einlösen konnten. Patienten die eine Operation benötigten, trug man in eine Warteliste für die nächste medizinische Mission ein. Hierfür wurde die Mobilfunknummer des Patienten notiert.
Der Operationsplan für die bereits vorgescreenten Patienten wurde von den Chirurginnen am ersten Tag für die ganze Woche festgelegt
Beschaffung der Räume/Hygiene
Trotz der räumlich beengten Möglichkeiten, auf Grund des tiefliegenden Schiffbauches, konnten die hygienischen Anforderungen eingehalten werden.
Hierfür gab es einen Dampfsterilisator, der die medizinischen Instrumente, OP Kleidung und Abdecktücher innerhalb von 2 ½ Stunden wieder aufbereiten konnte. Da mehrere OP Sets vorhanden waren, konnten wir ohne Wartezeiten sämtliche Patienten versorgen.
OP Instrumente waren teils vorhanden, teils wurden sie durch uns ergänzt. Die Räume waren sehr sauber und wurden regelmäßig gereinigt.
Chirurgische Operationen
37 Leistenhernien, 1 Narbenhernie,
: 11 ambulante proktologische Eingriffe, 3 Operationen (2 Hämorrhoiden, 1 Analfistel)
Anästhesie
Spinalanästhesie, allgemein Narkosen, Sedoanalgesie. Postoperative Schmerztherapie (Medikamente waren teilweise vorhanden) Notfallmäßig wurde ein akuter Status bei einem kindlichen allergischen Asthma im Aufwachraum erfolgreich therapiert.
Dermatologie
ca. 40 Patienten (Kinder und Erwachsene) Ashy dermatosis, Ekzeme, Psoriasis, 5 Verbrennungen, (alte Kontrakturen, mehrfache Verbandswechsel bei frischen Verbrennungen) Mykosen, vaskulärer undifferenzierter Unterarmtumor, (Gewebeentnahme unter örtlicher Betäubung, histologische Aufarbeitung in der Uniklinik München) Alopecia, Urethritis, Lipome.
Physiotherapie
ca. 20 Patienten. Cerebralparesen Gelenkfunktionsstörungen und Blockierung (auch ISG) Kontrakturen/Narben, Fuß Deformitäten, Funktionsstörungen durch Fehlbelastung, Skoliosen, HWS Syndrom, Schultersteife. Entwicklungsstörung beim Kleinkind.
Diagnostisch/Therapeutische Möglichkeiten
Labor, Röntgen, Ultraschall Abdomen, Medikamente, Verbandsmaterial, Gips, Thermoplast
Sprachbarrieren/Kulturelles
Sämtliche Mitarbeiter sprachen gut Englisch und konnten aus den verschiedenen Bangla Dialekten übersetzen. Trotz des muslimischen Hintergrundes, war für männliche Patienten die Ganzkörperuntersuchung durch einen weiblichen Arzt kein Problem. Alle waren sehr dankbar für Untersuchung und Therapie.
Fazit
Die Zusammenarbeit mit Friendship Bangladesch war sehr erfolgreich und befriedigend. Das medizinische Schiffspersonal war hochmotiviert und würde sicherlich von einer langfristigen Zusammenarbeit profitieren.
Bei einer nächsten Mission sollte auf Wunsch des dortigen Ärztemanagers, weibliches chirurgisch-gynäkologisch-proktologisches Team für die medizinisch minder versorgte weibliche Bevölkerung mitreisen.
Bei der eventuellen Fortführung der Mission sollte vorab ein enger E-Mail Kontakt stattfinden, damit die entsprechenden Patienten selektionieren werden können, um gegebenenfalls das passende Equipment mitzubringen.
Der enge E-Mail Kontakt mit Friendship Mitarbeitern war auch dieses Mal für uns sehr hilfreich.