Bangladesh Oktober 2017


Allgemein

Emirates Airline Foundation www.emiratesairlinefoundation.org sponsert jedes Jahr Flüge von und nach Bangladesch für ehrenamtlich und humanitär medizinisch tätige Teams aus verschiedenen Ländern weltweit, um vor Ort die Friendship Organisation Bangladesh mit ihren Schiffen in ihrer Arbeit zur medizinischen Versorgung der Landbevölkerung zu unterstützen.

Friendship Bangladesh

Friendship www.friendship-bd.org ist eine Organisation in Bangladesch, die der verarmten und zum großen Teil mittellosen ländlichen Bevölkerung des Landes durch Gesundheitsprojekte, Bildung, soziale Fürsorge und Familienplanung Unterstützung gewährt. Gegründet wurde die Organisation im Jahre 2001 durch Mrs. Runa Khan.

Im Herbst diesen Jahres wurde von Ärztecamp International e.V. ein Team von insgesamt 5 Ärzten, 1 Krankenschwester, 1 Physiotherapeutin und 1 Refraktionsoptikerin nach Bangladesch entsandt, um ein viszeral-chirurgisches Camp auf dem Lifebuoy Floating Hospital auf dem Jamunah River (Teil des Brahmaputra River) in den nördlichen Territorien des Landes abzuhalten.

Friendship Bangladesh war mit 2 einheimischen Ärzten (1 Allgemeinarzt und 1 Zahnarzt), 1 Optiker, 2 OP-Pflegern, 3 Krankenschwestern und einer Schiffscrew vertreten, die permanent Dienst auf dem Schiff leistet. Mit fachärztlicher Diagnostik und Therapie (einschließlich Operationen) unterstützen mehrmals im Jahr spezialisierte Ärzteteams aus der gesamten Welt wochenweise des Team des Hospital-Schiffes.

Ärztecamp International

kam mit einem Team von 1 Chirurgin, 1 Chirurgen, 1 Anästhesistin, 1 Kinderärztin, 1 Allgemeinärztin, 1 Anästhesieschwester, 1 Physiotherapeutin und 1 Refraktionsoptikerin nach Bangladesch.

Leistung der Partner

Emirates Airline Foundation

übernahm die Kosten für die Flüge von München nach Dhaka und ###

Friendship Bangladesh

  • organisierte den Transport, die Unterbringung und die Verpflegung der Camp-Teilnehmer an Bord des Hospital-Schiffes

  • vollzog im Vorfeld das Screening der zu operierenden Patienten durch den Bord-Arzt Dr. Azam

  • übernahm und organisierte die Einbestellung der Patienten, die täglich an Bord untersucht, behandelt und operiert wurden (ca. 150 pro Tag)

  • selektionierte vor Ort in speziell aufgebauten Hütten (shelter) die Patienten für die verschiedenen einzelnen Disziplinen und rüstete diese mit Handzetteln für die anstehenden (praktisch kostenfreien) Untersuchungen bzw. Behandlungen (Kinder, Augen, OP, Allgemein, Krankengymnastik) aus

  • übernahm den Transport der frisch operierten Patienten auf Tragen vom Hospital-Schiff in den nahe liegenden Shelter am Flussufer

  • übernahm die Kosten für Untersuchungen, Operationen, Medikamente und Verpflegung der operierten Patienten

Teilnehmer Ärztecamp International

Teilnehmer:

Dorothea Licht (Physiotherapie und Organisation/Leitung des Camps)

Dr. Christine Kufner (Anästhesie)

Dr. Corinna Eberhardt (Chirurgie)

Dr. Adelheid Olischläger (Pädiatrie)

Dr. Daniela Traunbauer-Lueg (Allgemeinmedizin)

Irmgard Balser (Refraktionsoptik und Brillen)

Sylvia Brunthaler (Anästhesie-Assistenz)

Dr. Florian Hasner (Chirurg und Urologe)

Eigenleistung der Camp-Teilnehmer:

ca. 550 Euro pro Person für Transport vor Ort im Land, Unterkunft und Verpflegung auf dem Hospital-Schiff

Mitführung von medizinischem Equipment

  • Nahtmaterial

  • Netzimplantate

  • Desinfektionsmittel

  • OP-Hauben und Mundschutz

  • sterile OP-Handschuhe

  • Untersuchungs-Handschuhe

  • Medikamente

  • Gehstützen

  • gebrauchte, gesammelte und im Vorfeld in Deutschland ausgemessene Brillen zur kostenlosen Vergabe an die Patienten (ca. 1500). Die nicht ausgegebenen Brillen blieben an Bord

  • Kleinwerkzeug zur Anpassung der Brillen blieben an Bord

  • Orthesen (Gehstützen, Stützbandagen für die Wirbelsäule, Unterarm- und Handgelenksschienen)

  • Verbandsmaterial und Pflaster

  • elektrisches Blutdruck-Messgerät (zum Verbleib an Bord)

  • Spezialnadeln zur Spinalanästhesie

  • Pulsoxymeter

  • Larynxmasken

  • Laryngoskop

  • Anästhesie-Monitor

  • Ambu-Beutel

  • Autorefraktometer

Ablauf der Anreise

Flug mit Emirates von München über Dubai nach Dhaka. Briefing am Flughafen durch Friendship Mitglieder. Weiterfahrt mit 2 Mini-Bussen in den Norden von Bangladesh nach Shariakandi (8 Stunden) zur Anlegestelle am Jamunah River für die Überfahrt zum Hospital-Schiff. Übersetzen (1 Stunde) mit einem kleinen, landestypischen, flachen Holz Kahn. Herzlicher Empfang an Bord durch die Crew spät nachts, Bezug der Kajüten und Abendessen.

Schiff

Die “Lifebuoy” (Lifebuoy Friendship Hospital LFH) mit der Kennung M-7170 ist ein ca. 50 Jahre alter, Anfang der 1990er Jahre zum Hospital-Schiff umgebauter Öl-Frachter aus Frankreich, der nach einer von Unilever gesponserten gründlichen Überholung und einem gleichzeitigen Umbau zum OP-Schiff Friendship im Gründungsjahr 2001 überlassen wurde. Seitdem ist die Lifebuoy für Friendship auf dem Brahmaputra River ununterbrochen im Einsatz. 2011 wurde sie erneut einer umfassenden Renovierung unterzogen. Der ehemalige Öl-Tanker ist 40 m lang und 8 m breit. Er hat einen Tiefgang von 4m und ist mit seinem flachen Rumpf bestens für die Fluss-Schifffahrt geeignet. 30 Mann Besatzung einschließlich medizinischem Personal tun auf dem Schiff ihren Dienst.

Im Schlepptau zieht die Lifebuoy ein hausbootartiges Begleitboot mit den Kajüten für die Camp-Teilnehmer, 2 Duschen, einer eigenen Kombüse und einem großen Salon. Die Lifebuoy befährt den Brahmaputra River im Bereich ländlicher, medizinisch unterversorgter Gebiete mit wechselnden, aber immer wiederkehrenden Standorten, um eine nachhaltige und großflächige Patienten-Versorgung gewährleisten zu können.

Das Schiff ist bestens ausgestattet und verfügt über 4 Behandlungszimmer, davon eines für augenärztliche und eines für zahnärztliche Tätigkeiten. Neben einem Augen-OP verfügt es über einen chirurgischen Operationssaal, in dem nahezu alle gängigen Eingriffe durchgeführt werden können. Ein Aufwachraum mit 2 Feldbetten, ein kleines Labor, ein Röntgengerät, sowie ein Dampf-Sterilisator ergänzen das Ensemble auf kleinstem Raum.

Die Küche bzw. dessen Koch versorgte uns täglich mit 3 köstlichen, landestypischen Mahlzeiten. Die gesamte Schiffsmannschaft war stets darauf bedacht, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.

Tagesablauf

Die ambulanten Behandlungen konnten beginnen, sobald die Patienten frühmorgens von Land mit den Booten gebracht wurden. Die operativ zu versorgenden Patienten wurden bereits am Vortag auf das Schiff verlegt. Die Operationen begannen um 8 Uhr morgens und endeten um 18 Uhr.

Krankenvisite war vor OP Beginn. Für die ambulanten Konsultationen legten die einheimischen Mitarbeiter kleine Krankenhefte an, maßen Blutdruck, Gewicht und Temperatur und führten ein Erstinterview über die Beschwerden durch. Dann wurden die Patienten von den jeweiligen Ärzten aufgerufen und in die Behandlungsräume gebracht. Die Konsultationen und Behandlungen fanden dort statt, es wurden Rezepte ausgeschrieben, welche die Patienten in der Apotheke einlösen konnten.

Patienten die eine Operation benötigten, trug man in eine Warteliste für die nächste medizinische Mission ein. Hierfür wurde die Mobilfunknummer des Patienten notiert. Der Operationsplan für die bereits vorgescreenten Patienten wurde vom Op-Team mit Dr. Rashed festgelegt und am Vorabend ausgedruckt und ausgehängt.

Das Schiff ist bestens ausgestattet und verfügt über 4 Behandlungszimmer, davon eines für augenärztliche und eines für zahnärztliche Tätigkeiten. Neben einem Augen-OP verfügt es über einen chirurgischen Operationssaal, in dem nahezu alle gängigen Eingriffe durchgeführt werden können. Ein Aufwachraum mit 2 Feldbetten, ein kleines Labor, ein Röntgengerät, sowie ein Dampf-Sterilisator ergänzen das Ensemble auf kleinstem Raum.

Die Küche bzw. dessen Koch versorgte uns täglich mit 3 köstlichen, landestypischen Mahlzeiten. Die gesamte Schiffsmannschaft war stets darauf bedacht, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.

Beschaffung der Räume/Hygiene

Trotz der räumlich beengten Möglichkeiten im schmalen Schiffsrumpf konnten die hygienischen Grundanforderungen eingehalten werden. OP-Kleidung, chirurgische Instrumente und Abdecktücher konnten im Dampfsterilisator zeitnah zur erneuten Verwendung aufbereitet werden. Da mehrere OP-Sets vorhanden waren, konnten die Patienten ohne Wartezeiten und Verzögerungen operiert werden. Das bordeigene OP-Personal sorgte für einen reibungslosen und routinierten Arbeitsablauf mit schnellen Reinigungszeiten zwischen den einzelnen Eingriffen.

Chirurgie

Insgesamt konnten 50 Operationen bei 70 untersuchten Erwachsenen und Kindern durchgeführt werden, darunter hauptsächlich Leisten- und Wasserbrüche, jedoch auch Missbildungen am Penis, Zysten am Samenstrang und Hodenhochstände.

Anästhesie

Spinalanästhesie, Allgemein-Narkosen und Masken-Narkosen, Analgosedierung, Leitungsblöcke und postoperative Schmerztherapie. Die Versorgung der Patienten mit Infusionsnadeln und den präoperativen Antibiosen von der bordeigenen Schwester im Aufwachraum routiniert gewährleistet.

Pädiatrie

250 Patienten

Luftwegsinfekte, rezidivierende Bauchschmerzen, nächtliche Beinschmerzen, Hautinfektionen (Skabies, Mykosen), chronische Mittelohrentzündungen, Leistenbrüche, Hydrozelen, geburtstraumatische Störungen in Form von geistiger und körperlicher Behinderung, angeborene Fehlbildungen (Hypospadien, Lippen-Kiefer-Gaumenspalte).

Allgemeinmedizin

280 Patienten

Tuberkulose, Anämie, Hypertonie, Urogenitalinfekte, Lungeninfektionen, Diabetes mellitus, Asthma, Hauterkrankungen (Pilzerkrankungen, Exantheme, Ausschläge, Krätze)

Physiotherapie

110 Patienten

Halbseitenlähmungen nach Schlaganfällen, Kyphosen und Lordosen der Wirbelsäule, M. Bechterew, Gelenkkontrakturen nach Knochenbrüchen, Muskelhypotonien bei Kleinkindern, Cerebralparesen nach Geburtstrauma, Arthrosen, Epicondylitis., steife Gelenke nach Injektionen vom „village doctor“, Bänderzerrung, Bursitis, Cervicalsyndrome, Lumbago, Nervenschädigung nach Schnittwunden, Supraspinatussehnen Syndrom, Klumpfuß, Knie Schmerzen.

Refraktionsoptik / Brillen:

306 zum Teil voroperierte Patienten nach Einsatz von Linsen bei Katarakt (grauer Star / grüner Star) mit weiter bestehender Fernsicht-Schwäche, von innen und aussen in das Auge einwachsende Flügelhäutchen und Katarakte zur Indikationsstellung zur OP ca. 260 ausgegebene Brillen darunter viele Lesebrillen.

Sprachbarrieren/Kulturelles

Sämtliche Mitarbeiter des Friendship-Teams sprachen gut Englisch und konnten die verschiedenen Dialekte der Sprache in Bangladesh (Bangla) gut verständlich übersetzen. Wegen des muslimischen Hintergrundes des Landes waren die körperlichen Untersuchungen der Patienten bei nicht gleichgeschlechtlichen Ärzten in Einzelfällen schwierig. Eine Patientin verließ trotz dringlicher OP-Indikation auf Grund für uns nicht lösbarer sozialer und kultureller Probleme unverrichteter Dinge das Hospital-Schiff.

Fazit

Die Arbeit mit Friendship Bangladesh und der Crew des Lifebuoy Friendship Hospital war außerordentlich erfolgreich und befriedigend. Das medizinische Schiffspersonal war in höchstem Masse motiviert, kooperativ und teamorientiert. Die Arbeitsbedingungen waren unter den gegebenen Umständen hervorragend.

Wir schliefen getrennt von der Mannschaft des Hauptschiffes auf einem kleinen Hausboot, das ähnlich einem Beiboot am großen Schiff hängt und mitgeführt wird.

Aus unserer Sicht wäre der Einsatz eines weiblichen, gynäkologisch orientierten Ärzte-Teams für die Behandlung des weiblichen Bevölkerungsanteiles von Bangladesch wünschenswert, der unter den herrschenden Verhältnissen im Land nicht ausreichend Berücksichtigung findet. Dies betrifft sowohl die konservative, als auch die chirurgische gynäkologische Behandlung und Therapie.